Heute waren Bianca Ax und Claudia Baltrusch von WfB beim Verwaltungsgericht in Bremen, um einer brisanten Verhandlung beizuwohnen. Im Mittelpunkt stand ein Vorfall aus Bremerhaven, der sich am 24. Februar 2023 ereignete: Ein Polizeieinsatz führte dazu, dass ein dreijähriges Kind mitten in der Nacht – gegen 22:30 Uhr – aus seiner Familie geholt wurde. Nun, genau ein Jahr später, ging es in der Feststellungsklage um die Frage: War dieser Einsatz rechtmäßig?
Zeugen ohne Antworten
Die Verhandlung war geprägt von Unsicherheiten und widersprüchlichen Aussagen. Fünf Zeugen waren geladen – darunter zwei Polizisten und zwei Mitarbeiter der Initiative Jugendhilfe Bremerhaven e.V. Doch ausgerechnet sie, die den Einsatz mitverantwortet hatten, konnten keine klaren Antworten geben. Besonders brisant: Niemand konnte genau sagen, was in dem Beschluss stand, auf dessen Grundlage das Kind aus der Familie genommen wurde.
Die Klägerin fühlt sich im Stich gelassen
Die Frau, die das Kind und die Mutter damals aufnahm, kämpft für eine Klärung des Falls. Sie fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen. Auch die betroffene Mutter war bei der Verhandlung anwesend – eine Frau, die sich hilfesuchend an das Jugendamt gewandt hatte und nun mit den dramatischen Folgen des damaligen Einsatzes leben muss.
Widersprüche und Erinnerungslücken
Während die Klägerin betonte, dass es keinen richterlichen Beschluss gegeben habe und auch kein Gerichtsvollzieher anwesend war, hielt die Polizei dagegen und behauptete das Gegenteil. Doch konkrete Beweise oder Erinnerungen? Fehlanzeige. Immer wieder fielen Sätze wie: „Ich kann mich nicht erinnern, es ist schon eine Weile her.“
Kinder in Obhut: Ein Trend?
Ein weiterer interessanter Punkt: Die Häufigkeit von Inobhutnahmen durch die Initiative Jugendhilfe Bremerhaven in Zusammenarbeit mit der Polizei hat sich verändert. Während früher etwa alle zwei bis drei Wochen ein Kind aus seiner Familie geholt wurde, geschieht dies heute nur noch alle sechs Wochen – allerdings weiterhin mit Polizeibegleitung.
Das Urteil in diesem Fall wird in zwei Wochen erwartet. Ob dann endlich Klarheit herrscht oder weiterhin Fragen offen bleiben, bleibt abzuwarten.